05 Jan 2007

Offener Brief an die ARD Kontraste Redaktion

Dieser Brief wurde von mir als Reaktion auf den unter http://www.pcgames.de/?article_id=540922 veröffentlichten Brief an Kritiker einer ARD Kontraste-Sendung zum Thema „Gewalttätige Computerspiele“ verfasst.

AN: Steffen M., ARD Kontraste

=> Zum Thema „Gewalttätige Computerspiele“ im ARD-Magazin Kontraste als Antwort auf das unter http://www.pcgames.de/?article_id=540922 zitierte Antwortschreiben. < =

Sehr geehrter Steffen M.,

ihre genaue und detailierte Thematisierung war:

„Gewalttätige Computerspiele machen brutal und dumm, und zwar um so mehr, um so jünger der Spieler ist, um so gewalttätiger die Spiele sind, um so länger die Spielzeit pro Tag ist.“

Meiner Ansicht nach liegt hier eine vollkommen falsche Schlussfolgerung vor.

Im Südkurier Nr. 2 vom 03.01.2007 auf Seite 12 oben wird darüber berichtet, dass Astrid Kristen in einer von Professor Maria von Salisch geleiteten Studie feststellen musste, dass Kinder bereits psychologische Probleme haben bevor sie überhaupt beginnen die von Ihnen besprochenen â??Killerspieleâ?? zu konsumieren. Zu Beginn der Studie wurde fest gestellt, dass die meisten Kinder Lern-, Rollen- oder Geschicklichkeitsspiele spielten.

Bei den weiteren Befragungen in den nachfolgenden Jahren tendierten aber auffallend viele jener Kinder, welche auch schon bei der ersten Befragung als rüpelhaft oder sozial weniger kompetent beschrieben wurden, dazu Gewaltspiele zu spielen.

Daraus resultiert eher die These:

â??Kinder welche soziale und psychologische Probleme haben, tendieren dazu Killerspiele zu spielen.â??

Auch eine weitere These lässt sich ableiten aus den Erfahrungen der Wissenschaft:

â??Kinder welche soziale und psychologische Probleme haben, tendieren dazu ihre Aggressionen mit Waffengewalt zu lösen.â??

Aus diesen Korrelationen jedoch den kausalen Zusammenhang abzuleiten, dass â??Killerspieleâ?? potentielle Amokläufer heranzüchten, halte ich für unangebracht und irreführend.

Eine komplett andere Studie stellte fest, dass je grö�er die Schuhgrö�e einer Person ist, desto mehr verdient diese Person. Aber auch hier darf nicht fest gestellt werden, dass das Gehalt eines Menschen von seiner Schuhgrö�e abhängt. Weitere �berlegungen müssen angestellt werden, durch welche man unweigerlich zu dem Schluss kommt, dass diese Korrelation zwischen Schuhgrö�e und Gehalt daher rührt, dass Männer im Durchschnitt besser verdienen als Frauen und zudem auch noch die grö�eren Fü�e haben.

Beim Thema Gewaltspiele sollte also davon ausgegangen werden, dass Kinder welche solche Spiele spielen je nach Intensivität und Häufigkeit der Konsumierung Hilfe durch Psychologen und Psychiater benötigen. Sie als potentielle Amokläufer zu verdammen und die Angst vor ihnen in der Bevölkerung zu schüren hat vielmehr den umgekehrten Effekt: die Kinder werden aus der Gesellschaft ausgesto�en. Helfen würde ihnen jedoch, sie fester in die Gesellschaft einzubinden und ihnen zu zeigen, dass ihr Hass auf Menschen unbegründet ist.

Für Ihre nächste Sendung zu diesem Thema schlage ich Ihnen die folgende Thematisierung vor:

â??Je mehr Probleme Kinder haben, je mehr ihnen Gewalt als mögliche Lösung für Probleme von ihrer Familie beigebracht wird und je dümmer Kinder sind, desto eher neigen sie dazu sich Spiele auszusuchen, welche Gewalt und Brutalität zeigen.â??

Würden die Medien endlich aufhören den Menschen zu sagen, was sie hören wollen und ihnen statt dessen endlich die Wahrheit über sie selber erzählen, würde die Sensibilität des Volkes sicher eher geweckt … und vor allem auch in die richtige Richtung gelenkt.

Eltern sollten wissen, dass ihre eigene Erziehung schuld daran ist, dass Kinder zur Gewalt neigen. Kein Mensch ist von sich aus böse, schlecht oder brutal.

Ich hoffe ich konnte Ihnen vermitteln, was ich aussagen wollte und Sie sind in der Lage die Berichterstattung zu diesem Thema in Zukunft etwas realistischer und kritischer zu gestalten.

Mit freundlichen Grü�en,

Phillip S.